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Mühldorf Blog

 

Die „Mühldorfer Hex“
Über eine Magd, die mit dem Teufel tanzte

Kennen Sie die 16-jährige Maria Pauer? Vermutlich nicht persönlich, aber in so mancher Geschichte über Mühldorf und seine Persönlichkeiten ist sie Ihnen bestimmt schon begegnet.
Maria Pauer hat Mitte des 18. Jahrhunderts in unserer Stadt gelebt, war Magd, Dienstbotin und angeblich „Hexe“ – was zu ihrem Todesurteil werden sollte.

Nachdem Maria im Januar 1749 von einem Botengang zu den Kapuzinern zurückgekommen war, kam es in der Höllschmiede, in der sie angestellt war, zu unerklärlichen Vorfällen. Werkzeuge begannen sich wie von Geisterhand zu bewegen, Schmiedehämmer und eiserne Kugeln flogen umher …

Sobald die junge Maria das Gebäude verließ, ging jedoch alles wieder seinen gewohnten Gang. Die Leute waren sich schnell sicher: Mit dem Mädchen stimmt etwas nicht, sie muss eine Hexe sein. So wurde sie verhaftet und im Erdgeschoss des Mühldorfer Rathauses in eine dunkle, kalte Kammer gesperrt. Verdorbenes Essen, mangelnde Hygiene und völlige Isolation vernebelten ihr bald darauf die Sinne.

Die Folge: Beim Prozess vor dem Mühldorfer Pfleg- und Stadtgericht konnte sie den heimtückischen Fragen der Vorsitzenden nicht standhalten. Maria verwickelte sich in Widersprüche und gab – wenn auch unbewusst – verhängnisvolle Antworten. So konnte man ihr beispielsweise entlocken, an Hexenversammlungen zu glauben.

Dadurch rückten neben der 16-jährigen Magd auch noch weitere Frauen in ihrem Umfeld in den Hexerei-Verdacht: ihre Mutter, die 48-jährige Seilerstocher Anna Maria Zötlin, und die Gusterer Liesel aus Neumarkt. Beide wurden noch im selben Jahr in Landshut hingerichtet.

Maria Pauer jedoch musste zur endgültigen Verurteilung ans Hofgericht nach Salzburg. Dort unterstellte man ihr Hexenverbrechen wie Tänze mit dem Teufel, die sich die junge Magd bald selbst glauben machte – und sie gestand.

Dass Maria zu dem Zeitpunkt ein nicht mehr zurechnungsfähiges, verwirrtes, junges Mädchen war, hielt die Richter nicht davon ab, sie zum Tod durch das Schwert zu verurteilen. Ihre Leiche wurde anschließend verbrannt und Maria Pauer ging auf diese Weise als „Mühldorfer Hex" in die Geschichte ein.

Bis heute kann man das „Hexenkammerl“ unter dem Mühldorfer Rathaus besuchen. Zeichnungen, alte Schriftstücke und zahlreiche Erklärtafeln lassen einen die Geschichte von Maria Pauer auch heute noch hautnah erleben. Gleichzeitig sind die Überlieferungen aber auch ein Mahnmal dafür, wie wichtig die Vergangenheit ist, um für die Gegenwart zu lernen.