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Altstadtspaziergang

Nagelschmiedturm
Foto: Mark Lohr / NullKiloMedia

Wir beginnen unseren Altstadtspaziergang durch die historische Kreisstadt Mühldorf a. Inn, die erstmals 935 urkundlich erwähnt wurde, vor dem 29,55 m hohen Münchner Tor. Auch als Nagelschmiedturm bekannt, ist er das älteste Bauwerk der Stadt und wurde 1218 erstmals erwähnt. Vor dem Tor grüßt rechts der Turmwächter, über dem Torbogen sind die Wappen von Bayern, Mühldorf a. Inn und dem Land Salzburg zu sehen, die auf die wechselvolle Geschichte der Stadt hinweisen. Links zeigt die Wasserschlange den Wasserstand des Inn-Hochwassers 1821.

Wir gehen links am Turm vorbei und sehen gegenüber das Kulturamt & Touristinfo. Wir überqueren die Straße und sehen vor uns den historischen Stadtplatz, der um 1300 angelegt und nach dem großen Stadtbrand 1640 im Inn-Salzach-Stil erbaut wurde. Die gegenüberliegende Nordost-Seite hat einen durchgehenden Laubengang, der aus dem 15. Jahrhundert stammt. Das markanteste Gebäude ist das Rathaus, dessen Fassade das achtschauflige Mühlrad zeigt. Das Hexenkammerl im Erdgeschoss blieb seit dem Hexenprozess 1749/1750 unverändert. Im ersten Obergeschoss befindet sich der Rathausfletz und der Sitzungssaal im Stil der italienischen Renaissance. 1994 wurde bei Umbauarbeiten eine mittelalterliche Rauchkuchl entdeckt. Die Räumlichkeiten können im Rahmen einer Stadtführung besichtigt werden.

Rathaus 1930
Mühldorfer Rathaus 1930

Der Weg über den Stadtplatz führt uns an den vier Brunnen vorbei, die mit Brunnenbuberln verziert sind. Das Wasser, das aus den Quellen des Hanges im Norden der Stadt sprudelte, wurde in hölzerne Brunnenbecken geleitet, um die Bevölkerung mit frischem Wasser zu versorgen. Da die Instandhaltungsarbeiten sehr aufwendig waren, wurden steinerne Brunnen angeschafft, die 1839 mit sogenannte Brunnenbuberl geschmückt wurden. Die Brunnenfiguren stammen ursprünglich aus dem Konventgarten des Chorherrenstiftes Rebdorf.

Weiter geht es zur Frauenkirche, die 1815 aus der früheren Klosterkirche der Kapuziner entstand. Die Innenausstattung der Frauenkirche wurde aus mehreren Kirchen zusammengekauft. An der Außenwand erinnert ein Gemälde an die Schlacht bei Mühldorf (1322), die letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen auf deutschem Boden. Der Salzburger Hochbrunnen gegenüber der Lederergasse war ein wertvolles Geschenk des Salzburger Fürsterzbischofs Johannes Ernst von Thun 1692.

Weiter geht es am Stadtplatz entlang bis zur Seitengasse rechts, in der man zum Jagdmusseum voller Kuriositäten kommt. Schlendern Sie noch ein wenig in der Gasse Auf der Wies und lassen Sie das Flair dieses Platzes auf sich wirken. Hier hatten früher die Pferdekutschen und Fuhrwerke ihren Wendeplatz. 

Der untere Stadtplatz wird begrenzt durch das Altöttinger Tor. Früher war es etwa 34 Meter hoch und beherbergte den Stadttürmer mit seinen Knechten.

Vor dem Altöttinger Tor, linkerhand, spazieren wir über die Kirchgasse geradeaus und kommen zum romantischen Pfarrgarten und zu einem der schönsten Pfarrhöfe Bayerns, zum ehemaligen Kollegiatsstift. Im Garten steht die Figur des heiligen Korbinian mit dem Bären, ein Symbol für die Erzdiözese München-Freising. Hier kann man auch einen Blick auf das Heiliggeistspital werfen, das bereits im Mittelalter als Altersheim diente.

Links vom Pfarrhof erhebt sich die große Stadtpfarrkirche St. Nikolaus mit ihrem Turm aus Tuffstein. Die Stadtpfarrkirche vereinigt vier Baustile Romanik, Gotik, Barock und Rokoko. Der 64 Meter hohe Turm bekam 1764 eine barocke Zwiebel als Kuppel. Durch ein romanisches Tympanon betritt man die Kirche. Die älteste Stadtansicht ist rechts neben dem Eingang zu sehen, es zeigt Mühldorf 1648 während des 30-jährigen Krieges.

Die Kirche ist dem heiligen Nikolaus, dem Patron der Schiffsleute, die der Stadt zu Reichtum und Wohlstand verholfen haben, geweiht. Das Altarbild zeigt den heiligen Rupertus, den ersten Bischof Salzburgs, auch dies verweist auf die Salzburger Geschichte der Stadt.

Neben der Stadtpfarrkirche steht die St. Johannes Kapelle, die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Heute ist die Kapelle ein Ehrenmal für die Opfer beider Weltkriege.

Stadtkirche St. Nikolaus
Foto: Inn-Salzach Tourismus

Westlich führt der Weg zu den Traidtkästen, erbaut im 15. Jahrhundert. Die Salzburger Bischöfe lagerten hier die Abgaben ihrer Untertanen, also Korn (Roggen, Gerste, Weizen) und Hafer. 1981 wurde der Kornkasten renoviert und beinhaltet nun eine aufgrund ihrer Architektur sehenswerte Stadtbücherei. Der nebenstehende Haberkasten wird als Veranstaltungs- und Kulturzentrum genutzt.     

Betritt man den Innenhof, so sieht man Teile der alten Stadtmauer. Direkt gegenüber steht das Lodronhaus, das ursprünglich als Getreidelager zum Kollegiatsstift gehörte, später als Gefängnis genutzt wurde und heute das sehenswerte Geschichtszentrum und Museum Mühldorf beherbergt.

Wasserschlössl
Foto: Lisa Franz

Über die Ledererstraße gehen wir rechts zum Stadtpark am Stadtwall. Natürlich kann man auch über den Stadtplatz zurückgehen, der mit seinen vielen Fachgeschäften zum Einkaufsbummel und mit seinen Lokalen zum Verweilen einlädt.

Wer noch das ehemalige Pflegschloss, das der Salzburger Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg 1539 erbauen ließ, sehen möchte, der geht am Stadtwall entlang. Wenn man sich rechts hält, kommt man zum ehemaligen Pflegschloss, früher Sitz des Salzburger Pflegers, heute Finanzamt.

Über den Katharinenplatz geht es zurück zum Ausgangspunkt, zum Münchner Tor. Ein kurzer Rundgang, der viel über die Geschichte und die baulichen Schönheiten der Kreisstadt Mühldorf a. Inn verrät.